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Das Leben ist eine ständige Bewegung

Der Pragmatiker weiß: Es geht im Leben weniger um die gerade Linie, sondern um Berichtigungen, um fortwährende Kurskorrekturen. Reinhard K. Sprenger weiß: „Ein Plan mag noch so gut sein, die Entscheidung noch so durchdacht, die Startbedingungen noch so günstig: Wir müssen fortwährend anpassen, ausgleichen, und neuen Umständen stellen. Das ist mehr als nur Elastizität – das bedeutet auch Dauerreparatur.“ Man muss sich lösen von dem Trugbild, man könnte den Weg geradeaus gehen, Pläne seien ohne Korrekturen zu verwirklichen. Denn das Leben ist kein Zustand, sondern eine Bewegung. Und die richtet sich nicht nach lebensfeindlichen Festlegungen. Wie jede Ehe und jede Freundschaft, wie jedes Aktienportfolio und auch der Job: Es ist das Korrigieren, die ständige Anpassung an veränderte Umstände, die das Leben gelingen lässt. Reinhard K. Sprenger zählt zu den profiliertesten Managementberatern und wichtigsten Vordenkern der Wirtschaft in Deutschland.

Jeder Mensch führt mit anderen ein Beziehungskonto

Je turbulenter die Welt ist, desto unwichtiger ist der Plan, desto wichtiger ist die Kurskorrektur. Jonglieren müssen auch Unternehmen. Jedoch neigen diese dazu, es bei den organisatorischen Ausschließungen zu weit zu treiben. Da will man zum Beispiel auf Teufel-komm-raus Kosten sparen, immer effizienter werden. Das kann dazu führen, dass man nicht mehr schlank, sondern magersüchtig ist. Das ist kurzsichtig. Denn dann leidet die Wandlungsfähigkeit, weil man gleichsam keine Organisations-Reserven mehr hat.

Reinhard K. Sprenger erläutert: „Man kann jede Handlung in sozialen Zusammenhängen als eine Ware betrachten, die jemand zu Markte trägt. Jedes Gespräch, jedes Helfen, jede liebevolle Geste, jedes Sich-Anblicken, jede verbrachte Stunde – alles das ist eine Ware, die jemand zum Tausch anbietet.“ Jedoch: Keine-Zeit-haben ist ebenso eine Ware, Gesprächsverweigerung auch, ebenso wie Ignoranz. Jeder Mensch führt nun mit jedem anderen Menschen, der ihm nahesteht, ein Beziehungskonto.

Geben und Nehmen sollten in einer Beziehung im Gleichgewicht sein

Er führt ein Beziehungskonto mit dem Lebenspartner, mit Bekannten, Verwandten und Freunden, mit dem Chef. Auf diesen Beziehungskonten werden permanent Handlungen und Nicht-Handlungen eingezahlt und abgehoben. Die Intensität der Tauschgeschäfte beschreibt die Beziehung zwischen zwei Menschen. Sind Geben und Nehmen im Gleichgewicht funktioniert die Beziehung. Dann ist der Ausgleich gelungen. Wenn Geben und Nehmen nicht ausgeglichen sind, lädt man die Flinten.

Es gibt eine große Schwierigkeit beim Beziehungskonto: Es gibt keine allgemein gültige Währung. Reinhard K. Sprenger erklärt: „Jeder bewertet nämlich das Handeln des anderen nach einem individuellen Wertesystem. Was eine Ware ist und wie viel sie wert ist, kann nicht vom Anbieter bestimmt werden! Ob eine Dienstleistung wirklich eine Dienstleistung ist, entscheidet der Käufer. Ausschließlich.“ Was kann man daraus lernen? Mindestens dies: Man sollte sich ab und zu mal eine Saldenmeldung schicken. Und man sollte für Ausgleich sorgen. Das spart Scheidungskosten. Quelle: „Magie des Konflikts“ von Reinhard K. Sprenger

Von Hans Klumbies

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